Bergbau im Richelsdorfer Gebirge

Bergbau im Richelsdorfer Gebirge

Durch historische Quellen ist belegt, dass es seit dem 15. Jahrhundert Bergbau im Richelsdorfer Gebirge gegeben hat. Es handelt sich um ein Gebiet zwischen Sontra, Cornberg, Iba und Richelsdorf, das zu den an Bodenschätzen reichsten Gebieten in Hessen zählt. Der Bergbau im Richelsdorfer Gebirge konzentrierte sich im Wesentlichen auf die drei Mineralien Kupfer, Kobalt und Schwerspat (Baryt) mit dem Schwerpunkt Kupfer. Nachfolgend soll die Geschichte des Bergbaus im Richelsdorfer Gebirge im Überblick skizziert werden. Die Beziehungen und Einflüsse, die der Bergbau auf den Ort Solz hatte, werden dabei näher betrachtet.
Die Spuren des Bergbaus können im Bergbaumuseum in Nentershausen erkundet werden.

Vom modernen Bergbau der 3. Phase ab 1936 stehen heute noch Gebäude auf dem Wolfsberg bei Iba, dem Schnepfenbusch auf dem Triesch, dem Reichenberg bei Dens und dem Brodberg bei Sontra. Die Gebäude werden zum Teil bis heute genutzt. Die Fördertürme sind schon lange verschwunden und die alten Stollen geschlossen.
An die 1. Phase (Ende 1625) erinnern heute noch die Pingen im Schlackental zwischen Nentershausen und Bauhaus. In Verbindung mit der 2. Phase (Wiederaufnahme 1684, Ende ab 1850) stehen die Richelsdorfer Hütte (1700) zwischen Süß und Richelsdorf und die Friedrichshütte (1738) bei Iba.


1967

Die Grube Franziska in Braunhausen, in der Schwerspat abgebaut wurde, schließt. Nach 500 Jahren spielt der Bergbau im Richelsdorfer Gebirge keine Rolle mehr.

1957

Die Fördertürme auf dem Reichenberg und dem Schnepfenbusch werden demontiert, auch die Seilbahn wird abgebaut. Die markantesten Zeichen des Bergbaus der 3. Phase sind damit verschwunden.

1955

Das endgültiges Aus für den Abbau von Kupferschiefer im Richelsdorfer Gebirge ist gekommen. Die 3. Phase findet damit ihr Ende. Gründe für die Einstellung lagen im niedrigen Wertstoffgehalt im Vergleich zu anderen Lagerstätten, vor allem aber im Wassereinbruch im wichtigsten Schacht, dem Reichbergschacht bei Dens im November des Jahres 1950.
Durch die Einstellung des Kupferschiefer-Bergbaus gingen in den Schachtanlagen und Hütten ca. 3000 Arbeitsplätze verloren.

ab 1949

Nach dem Krieg wird die Frage der Demontage wegen Unwirtschaftlichkeit bzw. die Wiederaufnahme diskutiert. Die hohe Arbeitslosigkeit im Raum Sontra führt aber zur Wiederinbetriebnahme der Schächte. 1952 stellt das beste Jahr der Nachkriegsförderung dar.

1945

Der Abbau von Kupferschiefer wird im April eingestellt und im Herbst endgültig aufgegeben. Es erfolgt eine Stilllegung durch die amerikanische Besatzungsmacht. Damit sind viele Menschen, die erst vor wenigen Jahren in unsere Region kamen, von Arbeitslosigkeit betroffen.

1942

In der Region arbeiten 2315 Menschen im Bergbau. Da einheimische Arbeiter nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung standen, kam es zur Anwerbung und ab 1936 zum Bau von Bergarbeiter-Siedlungen in Sontra, Nentershausen, Cornberg und auch in Solz (weiteres Bild).

ab 1936

Wiederaufnahme des Abbaus von Kupferschiefer aus wehrpolitischen Gründen der Unabhängigkeit vom Ausland durch Subventionen durch das Reich, nachdem 1935 die Instandsetzung der alten Anlagen begann. Der Abbau der 3. Phase erfolgt im 

  • neuen Reichenbergschacht bei Dens (1937–1945, 1949–1950), der Förderturm stellt das Wahrzeichen der 3. Phase dar 
  • Zentrum des alten Bergbaus auf dem Triesch, dem Schnepfenbusch (1935–1945, 1951–1955)
  • alten Gunkelröder Revier, dem Wolfsberg (1935 – 1945, 1950 – 1955)

Zwei Mulden bilden das Zentrum der neuen Periode des Bergbaus: die Solz-Sontra-Mulde (Nordmulde) mit dem Reichenbergschacht und die Südmulde, die sich von Ronshausen nach Hönebach erstreckte, mit dem Schnepfenbusch und dem Wolfsberg. Die Verhüttung erfolgt auf dem Brodberg bei Sontra, auf der Hessenhütte. Eine 9120 m lange Seilbahn mit 74 Stützen, damals die längste in Europa, verbindet ab 1939 die Schächte und den Brodberg.

1890

Der Abtransport des Schwerspates erfolgt zur Spatmühle in Sontra, ab 1900 gibt es eine Schwerspatbahn von Nentershausen nach Sontra.

In Braunhausen entsteht die Grube Franziska (1867 – 1967), bekannt ist auch die Grube Dachsberg.

um 1885

Die Richelsdorfer Hütte wird in eine Spatmühle umgebaut. Schwerspat aus dem Hasselfeld-Stollen bei Süß (1911 – 1963), dem neuen Schacht bei Bauhaus (1914 – 1938) und dem Stollen Wilhelm I (1938 – 1957) wird später hier verarbeitet.

ab 1865

Im Bereich der alten Gruben, in denen Kupferschiefer und vor allem Kobalt abgebaut wurde, beginnt der Abbau von Schwerspat. Der im Richelsdorfer Gebirge gewonnene Schwerspat wurde primär zur Herstellung von Farben verwendet. Es entsteht die Grube Münden bei Nentershausen (Martlingerrod), sie entwickelt sich zu einer der bedeutendsten europäischen Schwerspatgruben. Der Abbau erfolgt bis zum Jahre 1951.

In Solz entstehen für diese Zeit typische Bergarbeiterhäuser (weiteres Bild).

ab 1850

Es kommt zu einem langsamen Zusammenbruch des Bergbaus. Die Gründe sind: schlechte Verkehrsanbindungen, geringer Fortschritt im Vergleich zu anderen Gebieten (z.B. keine Wagenförderung), Konkurrenz des Auslandes, fallende Kupferpreise, Erschöpfung der hochverezten Partien.

Es kommt zum Ende der 2. Phase (1882), auch der Kobaltbergbau kam zum Stillstand.

1813

Es gibt insgesamt 31 Förderschächte, 17 für Kupferschiefer und 14 für Kobalt. Der Abbau von Kobalt erreichte Ende des 18. Jahrhunderts seine größte Blüte.

um 1800

Der Kupferschieferbergbau der 2. Phase erreicht zu Beginn des Jahrhunderts seine maximale Ausdehnung.

1791

Etwa 1000 Bergleute arbeiten im Revier. In Solz entstehen im heutigen Oberdorf (Auf dem Berg) Häuser, in denen die Bergleute wohnen. Arbeit gibt es auch durch das Fahren von Schiefer, Holz und Kohle.

1745

Abbau auch im Bodenthal-Stollen, 1762 wird hier von einem Steigerhaus berichtet.

1738

Schwerpunkte des Abbaus liegen im Wolfsberg-Stollen und im Stollen-Revier in Bauhaus, dem Carl-Stollen.

1732

Die Friedrichshütte entsteht, die Kupferschmelzanlage erhält ihren Namen durch den Landgrafen Friedrich I.

1717

Das Wahrzeichen der Stadt Kassel, der Herkules, ist fertiggestellt. Das Kupfer für die Statue kam aus dem Bergbaugebiet Richelsdorfer Gebirge.

1708

Durch die Parallele zum Kupferschiefer gewinnt der Abbau von Kobalt an Bedeutung. Er erfolgt z. B. im Marienschacht bei Bauhaus, auf der Hohen Süß, im nach dem Landgrafen benannten Carl-Stollen auf dem Triesch und in Gunkelrode.

1700

Die Richelsdorfer Hütte entsteht, seit 1514 gab es an gleicher Stelle bereits die Berndorfer Hütte.

1684

Wiederaufnahme des Bergbaus durch Landgraf Carl in der Nähe der alten Schächte aus der 1. Phase.

1634

Die Schmelzhütte bei Richelsdorf wird durch Kroaten zerstört.

um 1625

Der Bergbau kommt zum Stillstand, das Ende der 1. Phase ist erreicht. Um 1605 hatte der Bergbau der ersten Periode seine größte Ausdehnung.

Ende 16. Jahrhundert

Im Zusammenhang mit dem Bergbau entstehen erste Häuser in Solz.

In Iba gibt es die Bruchmühle, in Richelsdorf die Beyersmühle und in Nentershausen die Weißmühle.

1554

Landgraf Philipp der Großmütige sorgt für den Ausbau des Bergbaus. In Iba entsteht ein Wohnviertel für die Bergleute, die „Bergfreiheit“. Der Abbau erfolgt zwischen Gunkelrode und dem Triesch (Buchberg), in Bauhaus entsteht die Engelsburg.

1500

Die Bergstadt Sontra blüht auf, vermutlich gab es im 13. sicher aber im 14. Jahrhundert Bergbau in unserer Region. 1499 entsteht die „Sontraer Bergordnung“ als älteste hessische Bergordnung.

Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgt der Übergang vom oberflächennahen Gangbergbau zum Tiefbau.

1460

Nachweislich wird erstmals von einem Bergbau in unserer Gegend berichtet. Es gab 13 Schmelzöfen für Kupferschiefer. Der Schwerpunkt lag zwischen Bauhaus und Nentershausen im sogenannten Schlackental. In flachen Schächten ohne Stollen, den 40 bis 50 cm hohen Schürfschächten, verrichteten die Bergleute liegend ihre Krummhälserarbeit. Erdaufschüttungen (Pingen) sind bis heute Beleg für den Bergbau jener Zeit.

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