Berichte

aus der Vergangenheit

Auf der Suche nach Gottfried August Bürger in Solz

Der Heimatverein Solz möchte eine Tafel am alten Friedhofstor, in Erinnerung der Sage über den Handabdruck am Friedhofstor, anbringen.Die Tafel soll mit dem Text der Sage, die fast alle Solzer Bürger kennen, versehen werden.Die Familie von Trott macht den Vorschlag einen Teil der Ballade „Lenore“ von Gottfried August Bürger, der angeblich in Solz zu Besuch weilte, in der Tafel aufzunehmen.Dieser Nachweis des Aufenthaltes Gottfried August Bürgers in Solz war eine Aufgabe, die zu lösen galt. Die Solzer Sage bezieht sich auf die Zeit nach dem Ende des 30-jährigen Krieges (1618 – 1648), die Ballade Ende des 7-jährigen Krieges, bzw. dem 3. Schlesischen Krieges 1756-1763.

Buerger beim Goettinger Dichterbund. Lithographie von Fuhr und HolzhamerIMG_4364Lenore
In der Festschrift „1000 Jahre Solz“, Seite 36, wird Bezug genommen auf die Sage und die geschriebene Ballade von Gottfried August Bürger.

Der alte Friedhof wurde ca. 1650 aufgelassen, nach dem 30-jährigen Krieg, also war bei Bürgers angeblicher Anwesenheit in Solz das Tor schon zugemauert.

Im Buch „Rund um den Alheimer“ Seite 105 steht geschrieben, dass Polykarp von Trott zu Solz (Imshäuser Linie) mit den Gebr. Grimm in Marburg und Göttingen studierte, wo er mit Gottfried August Bürger bekannt wurde, und zu einem Besuch nach Solz kam. Hier soll er seine Ballade „Lenore“ geschrieben haben.

Eine zeitliche Gegenüberstellung der Lebensdaten von Gottfried August Bürger, Polykarp von Trott zu Solz und der Brüder Grimm kann meines Erachtens keine Zusammenkunft dieser Männer beinhalten.

Leider waren im Archiv Marburg keine Unterlagen über Polykarp von Trott zu Solz zu finden.

Ich durchsuchte im Internet Seiten über Gottfried August Bürger und kam zu seinem Geburtsort Molmerswende. Herr Dr. Damert, der zuständige Heimatforscher, gab mir die Auskunft, keine Angaben über einen Besuch Gottfried August Bürgers in Solz zu haben.

Er gab mir aber die Adresse des Biographieschreibers über Gottfried August Bürger, Herrn Scherer. Herr Scherer war erstaunt über meine Angaben und wollte von sich aus Nachforschungen betreiben, denn das wäre eine literarische Sensation.

In der mir zugesandten Biographie wurde deutlich, dass er um die Jahreszahl 1772 nicht in Solz gewesen sein konnte, da er in Gelliehausen Justiz-Amtmann war. Hier schrieb er seine Ballade, inspiriert durch den Gesang eines Mädchens, wie es auch in Solz gewesen sein könnte.

In der Biographie waren 69 Namen angegeben, mit denen Gottfried August Bürger Kontakt hatte. Alle Namen wurden im Internet durchsucht, ob ein Besuch bei deren von Trott zu Solz in Betracht kam.

Es stellte sich heraus, dass mehrere von Trott zu Solz im Dienste derer von Usslar waren, die wiederum mit Gottfried August Bürger in Kontakt waren über die Universität Göttingen. Es könnte also theoretisch sein, dass durch weitererzählen, Texte der Solzer Sage an Gottfried August Bürger gelangten.

Eine Kontaktaufnahme der Solzer Pfarrei mit Heimatforschern im engen Umkreis, brachte ebenfalls kein Ergebnis.

Nachfahren der Familie Mittermeier hatten keine Unterlagen mehr über die 1000-Jahre-Festschrift.

Im Januar 2008 bat ich um einen Termin im Marburger Staatsarchiv, wo mir jedoch mitgeteilt wurde, dass 15 qm ungeordnete Unterlagen zur Verfügung standen.

Ein Bild aus den Privaträumen derer von Trott zu Solz, gemalt 1839 von dem französischen Maler Emile Jean Horace Vernet zeigt einen Ritter (als Skelett) mit einem Mädchen auf dem Pferd, springend in ein offenes Grab. Titel des Bildes „Die Ballade der Lenore“.

Wie der Maler mit dem Balladenschreiber in Verbindung zu bringen ist, ist mir trotz intensiver Suche in der Deutschen Nationalbibiliothek, leider nicht gelungen.

Am 28.07.08 fuhren Martin Stange und ich nach Marburg und suchten 6 Stunden in den Unterlagen derer von Trott zu Solz (Solzer Linie).

Es blieb die Erkenntnis, dass keine Hinweise über einen Besuch Gottfried August Bürgers in Solz zu finden waren.

Meinen größten Helfer und Unterstützer Herrn Scherer aus Berlin, dem ich hier nochmals herzlichen danken möchte, besuchte ich im April 2008.

Bei Einsicht aller Unterlagen über Gottfried August Bürger wurde mir klar, dass Gottfried August Bürger nicht nachweisbar in Solz gewesen sein konnte.

Herr Scherer hat eine riesige Sammlung über die Texte der Sagen, die die Ankunft der Männer aus einem Krieg oder Kampf beschrieben. Es geht von den griechischen Sagen und früher, über europäische und deutsche Sagen bis zur Solzer Sage.

Es war eine Arbeit, die viel Zeit brauchte, aber auch viel Spaß machte, da ich sehr viele nette und auskunftsfreudige Leute kennen lernte.

Sollte jemand, der diesen Text liest, einen Beweis für einen Besuch Gottfried August Bürgers in Solz haben, der möge sich bitte bei uns, dem Heimatverein Solz, melden.

Herzlichen Dank

Hans Pross

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